Hosted Shared Desktops vs. Hosted Virtual Desktop, wie es scheint, kommt es auch im Jahr 2020 zu den Diskussionen über die Einsatzszenarien der beiden gängigsten Virtualisierungsmethoden. In diesem Blogbeitrag versuche ich beide Lösungen miteinander zu vergleichen.
Citrix Virtual App aka. XenApp
Virtual App ist ein neuer Name der alten XenApp bzw. Terminal Server. Die Bezeichnung Virtual App klingt für viele in gewissermaßen irreführend. Bei der Virtual App handelt es nicht um eine App im klassischen Sinne des Wortes, sondern um die virtuellen Serverressourcen. Eine Citrix Virtual App wird auf einem Windows Server installiert und bietet den Benutzern die Möglichkeit von überall auf veröffentlichte Anwendungen (Published Applications) und/oder Desktops (Published Desktops) zuzugreifen.
Citrix Virtual Desktop aka. XenDesktop
Citrix Virtual Desktop ist nichts andres als eine lizenzrechtliche Möglichkeit virtuelle Desktops (VDI) auf Basis von Windows 10, 64Bit bereitzustellen. Aus technischer Sicht sind alle benötigten Komponenten absolut identisch.
HVD vs. HSD
Hier versuche ich beide Lösungen grob miteinander zu vergleichen:
HVD, Hosted Virtual Desktop (aka VDI) random/Non-persistent, Single Session OS
Vorteile | Nachteile |
Eine gewöhnliche Arbeitsumgebung für die Benutzer | Höhere Hardware-Kosten pro Benutzer, da die Systeme ineffizient genutzt werden |
Höhe Kompatibilität mit den installierten Applikationen. Jede App kann installiert werden. | Höherer administrativer Aufwand, da trotz einer automatisierten Bereitstellung mehr VMs zu betreuen sind |
Höhere Sicherheit, da nur ein Benutzer auf dem System angemeldet ist | Mehr Storage-Bedarf (Ohne DataDepuplizierung) |
Höhere System-Stabilität, da wiederum keine Beeinflussung durch weitere Benutzer möglich ist. |
HSD, Hosted Shared Desktops (aka SBS), Multi Session OS
Vorteile | Nachteile |
Eine Hardwareinstanz kann von mehreren Benutzern gleichzeitig verwendet werden, also höhere Ressourceneffizienz | Nicht alle Anwendungen sind mit einem Serverbetriebssystem kompatible. Viele Applikationen sind nicht MultiUser fähig |
Weniger einzelnen VMs zu betreuen sind | Ein Server-Crash sind mehrere Benutzer betroffen |
Weniger sicher, da Viren mehrere angemeldete Benutzer betreffen können | |
Niedrige System-Stabilität, da eine ressourcenintensive (oder abgestürzte) Applikation einen kompletten Server lahmlegen kann |
Ermittlung der notwendigen Kapazitäten
Im weiteren Beispiel versuche ich auf Basis einer groben Berechnung den Ressourcenbedarf für beide Lösungen zu vergleichen.
Citrix bietet eine einfache Methode zur Schätzung der notwendigen Hardwareressourcen namens Rule of 5 and 10.
- Ressourcenbedarf für Hosted Virtual Desktop – Rule of 5
- Anzahl der Physical Cores X 5 = Anzahl der Desktop OS VMs
- Ressourcenbedarf für Hosted Shared Desktops – Rule of 10
- Anzahl der Physical Cores X 10 = Anzahl der Hosted Session
Bei dem realen Vergleich sollen noch folgende Kriterien berücksichtigt werden:
- welche Bereitstellungsmethode MCS oder PVS wird verwendet?
- werden dabei die Technologien, wie z.B. Cache to RAM verwendet?
- die Lizenz-Kosten, da diese je nach Lizenzmodell stark voneinander abweichen
- Windows 10 Multi User, da diese Version nur in Azure existiert
Berechnungsgrundlage
Hypervisor | Windows 10 | Server 2019 | |
Prozessor: | 2 pCPU x 20-Core | 2 vCPU | 4 vCPU |
Arbeitsspeicher: | 768 GB* | 4 GB | 32 GB |
Storage: | Shared All-Flash-Array (kein I/O- Ressourcenengpass) | ||
*760 GB + 8 GB für den Hypervisor selbst |
Die Schätzung der Useranzahl auf einem Server 2019 wird auf Basis der sogenannten Medium Workload (612 MB pro User) berechnet. Die Konfiguration der Windows 10 VDI Hardware entspricht ebenfalls den Medium Workload.
HVD Windows 10
- 40 Physical Core x 5 = 200 VDIs
- 760 GB / 4 GB = 190 VDIs
- 190 VDIs - 10% Puffer = 171 VDIs
Auf unserem Hypervisor (Hardwareserver) können laut Regel circa 171 VDIs, bzw. 171 VDI Sessions pro Host untergebracht werden.
Bemerkung:
171 VMs = 362 vCPU auf 40 Physical Core, dies ergibt eine CPU-Überbuchung 9:1. In diesem Fall wird dringend geraten einen Proof of Concept durchzuführen, da eine Überbuchung 9:1 in seltenen Fällen sinnvoll wäre.
HSD Server 2019
- 40 Physical Core x 10 = 400 Sessions pro Host (aber nur Rule of 10)
- 760 GB / 32 GB = 23 VMs je 32 GB RAM
- 23 VMs x 4 vCPU = 92 vCPU
CPU-Überbuchung: 2,3:1
Hier finden Sie eine weitere Berechnung auf RAM-Basis:
- 32 GB – 4 GB für den Server selbst = 28 GB
- (28 GB – 10% Puffer) / 612 MB pro User = 42 potenzielle User pro Server.
- 42 User X 23 VM = 969 Sessions pro Host
Fazit:
969 Shared Desktop User gegen 171 VDI User = 5,6 mehr Benutzer auf der gleichen Hardware. Dieser grobe Überblick kann natürlich keine gründliche Analyse und PoCs ersetzen, zeigt aber deutlich, dass Hosted Shared Desktops noch interessant sind und nach wie vor das erste Mittel der Wahl bleibt.